Allgemein

Gespräch mit Schaumburgs Gleichstellungsbeauftragten über Aufgaben, Arbeitsbedingungen und fehlende Anerkennung

Im Herbst feiern wir 100 Jahre Frauenwahlrecht. Seit November 1918 hat sich viel in Sachen Gleichstellung in Deutschland getan. Nach unseren Gesetzen haben Männer und Frauen die gleichen Rechte und Pflichten. Doch diese Gleichstellung wird nicht immer praktiziert. In den Köpfen der Menschen scheint die Gleichwertigkeit der Geschlechter noch nicht überall angekommen zu sein. Deswegen war es mir wichtig, mit den zuständigen Beauftragten im Landkreis zu sprechen. Wo gibt es Probleme? Wo können und müssen wir nachbessern?

Die Aufgaben der Gleichstellungsbeauftragten sind noch nicht hinlänglich bekannt, waren wir uns im Gespräch alle einig. In der Niedersächsischen Verfassung heißt es: „Die Achtung der Grundrechte, insbesondere die Verwirklichung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern, ist eine ständige Aufgabe des Landes, der Gemeinden und Landkreise.“ Und genau hier setzt die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten an. Sie achten darauf, dass die Gleichberechtigung auch wirklich umgesetzt wird, indem sie zum Beispiel in Einstellungsverfahren involviert sind.

Nadine Pasel und ihre Kolleginnen würden es begrüßen, wenn es mehr hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte gäbe. Bisher müssen nur Kommunen mit über 20.000 Einwohnern die Stelle hauptamtlich besetzen. In den übrigen Kommunen sind die Gleichstellungsbeauftragten nur nebenberuflich oder gar ehrenamtlich tätig. Gerade in ländlichen Regionen wie dem Landkreis Schaumburg wird diese Einwohnerzahl jedoch nur selten erreicht. Eine Erhöhung der Arbeitszeit wäre ebenfalls sinnvoll. Mancher Gleichstellungsbeauftragten bleibe für ihre Aufgabe nur fünf Stunden pro Woche. Das reiche bei weitem nicht aus, immerhin sei ihr Auftrag in der Verfassung festgeschrieben.

Auch über die Frauenquote haben wir gesprochen. Pasel zeigte auf: Während in den Verwaltungen des Landkreises Schaumburg größtenteils Frauen angestellt seien, zeige sich im Bereich der Führungskräfte häufig eine männliche Besetzung. Frauen werde noch immer unterstellt, sie könnten Beruf und Familie nicht gleichzeitig bewerkstelligen. Bei Männern frage keiner danach.

Ich sehe auf Bundesebene ähnliche Schwierigkeiten. Im Frühling erst haben die SPD-Ministerinnen Dr. Franziska Giffey und Katarina Barley die Bundeskanzlerin aufgefordert, sich mehr für die Gleichstellung einzusetzen. Kurz vorher war bekannt geworden, dass die Führungspositionen in den Bundesministerien überwiegend von Männern besetzt worden waren.

Mit dabei waren neben der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Schaumburg, Nadine Pasel, die Gleichstellungsbeauftragten Güneş Tezcan (Stadthagen), Jeanette Elze-Sievert (Samtgemeinde Nienstädt), Silvia Deutsch (Samtgemeinde Sachsenhagen), Christel Schütte (Samtgemeinde Niedernwöhren), Claudia Zehrer (Rinteln), Dörte Worm-Kressin (Obernkirchen), Ingela Steege (Samtgemeinde Nenndorf) und Fatma Gellermann (Sekretariat Amt für Gleichstellung Landkreis Schaumburg).

Ich würde mich freuen, diesen Austausch künftig regelmäßig fortzuführen.