Mein Name ist Rouven Rossol und ich bin 20 Jahre alt. In meiner Freizeit mache ich viel Sport, spiele gerne Theater und rede gerne. „Beste Voraussetzungen, um Politiker zu werden“, kriege ich dann immer gesagt.
Spätestens nach meinem zweiwöchigen Betriebspraktikum in der 10. Klasse, das ich im niedersächsischen Landtag gemacht habe, stand für mich fest, dass ich irgendwann in der Tagespolitik beruflich Fuß fassen möchte. Nach dieser Erfahrung und nach Beginn meines Studiums der Politikwissenschaft an der Leibniz-Universität Hannover war für mich klar, dass ich auch gerne einmal die bundespolitische Bühne in Berlin betreten möchte. Möglich wurde mir dieses Praktikum durch eine Begegnung kurz vor der Bundestagswahl 2017 mit einer Lehrerin von der IGS-Schaumburg aus Stadthagen. Auf meinem Weg zur Uni wurde ich am Lindhorster Bahnhof neben einem kleinen roten Zelt von Marja-Liisa Völlers angesprochen und gefragt, was ich mir denn für die bevorstehende Wahl vorstellen könnte, zu wählen. Während des Gesprächs haben wir uns über meinen Studiengang und die Problematik des Erst-Wählens unterhalten. Einige Wochen nach diesem Gespräch habe ich, in der Hoffnung, dass ich ihr noch im Gedächtnis geblieben bin, eine etwas forsche Bewerbung an das frisch eingerichtete Büro von Marja im Bundestag geschickt. Und offenbar hat sie sich noch an unser Gespräch erinnert, denn jetzt sitze ich mit Blick auf das Reichstagsgebäude im Büro und schreibe einen Praktikumsbericht.
Während meines Praktikums vom 10. September bis 5. Oktober 2018 habe ich eine sehr turbulente Zeit im Deutschen Bundestag miterlebt: Denn die ersten beiden Wochen wurden überschattet von der „Maaßen-Affäre“, dessen Ausläufer bis in das Büro von Marja zu spüren waren. Aufgeregte Telefonate und Bürgerbriefe waren die Folge und zwischendrin stand immer die Frage, ob die große Koalition diese Krise aushält oder tatsächlich daran zu Grunde geht. Meine zweite Woche stand dann ganz im Zeichen der Abwahl Volker Kauders als Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU. Die Interviews von Angela Merkel und Alexander Dobrinth durfte ich zwischen den ganzen Kameras auf der Fraktionsebene live miterleben.
Doch neben den ganzen außerordentlichen Ereignissen und Regierungskrisen durfte ich das eigentlich Wichtige miterleben: Den Arbeitsalltag im Parlament. Wie die Arbeit eines Ausschusses vorbereitet und schließlich im Plenum vorgetragen wird, war eine unglaublich interessante Erfahrung. In einer Sitzungswoche, die es im Jahr nur 21-mal gibt, treffen sich montags die Mitarbeiter der Abgeordneten, um für die fraktionsinterne AG-Sitzung, die dienstags stattfindet, alles vorzubereiten. In der AG-Sitzung wird dann unter den SPD-Abgeordneten alles besprochen, was für den Ausschuss relevant ist, ehe sich am Mittwoch der Ausschuss mit allen Fraktionen trifft. Ich durfte diesen Arbeitsvorgang beim Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung beobachten, in dem Marja Mitglied ist. Ich durfte an der Ausschusssitzung auf dem Zuschauerrang teilnehmen und die Befragung der Bundesministerin Anja Kaliczek miterleben. Schließlich folgen die Plenardebatten, in denen gestritten, Meinungen ausgetauscht und Reden gehalten werden. Wie wird eine Rede geschrieben? Wie hält man am besten eine Rede und wie übt man sie am besten? All diese Fragen wurden mir beantwortet, bevor ich dann schließlich auf der Zuschauertribüne des Plenums sehen durfte, wie Marja ihre Rede in der Debatte über den Haushalt 2019 des Bildungs- und Forschungsministeriums gehalten hat. Darüber hinaus hatte ich das Glück, dass eine der zwei Sitzungswochen, die ich miterlebt habe, die Haushaltswoche war, die nur zweimal im Jahr stattfindet und in der über den Bundeshaushalt für das kommende Jahr diskutiert wird.
Abseits vom politischen Alltag habe ich durch das sehr vielfältige Praktikantenprogramm der SPD-Bundestagsfraktion an vielen Extra-Veranstaltungen, wie etwa einer Führung durchs Willy-Brandt-Haus oder einem Gespräch mit Lars Klingbeil, dem Generalsekretär der SPD, teilnehmen dürfen.
Doch zu einem Praktikum gehört auch das Sammeln von Arbeitserfahrungen: So durfte ich neben der Bearbeitung von Marjas Post und dem Zu- und Absagen ihrer Termine, auch Gäste abholen und durch die Liegenschaften des Bundestages führen. Ich habe Gesprächsterminen von Marja beigewohnt und dokumentiert und Bürgeranfragen beantwortet, indem ich das angefragte Thema recherchiert und mich mit Fachreferenten ausgetauscht habe. Darüber hinaus durfte ich auch einen Einblick bekommen, wie wichtig die Öffentlichkeitsarbeit für eine Bundestagsabgeordnete ist. Denn ich durfte Marja auf eine Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Thema „Das Ende der Kreidezeit – Wie Bildung sich in Zukunft ändern muss“ begleiten und Fotos machen, einen Beitrag für ihre Homepage erstellen und diesen dann hochladen. Somit habe ich festgestellt, wie vielseitig die Arbeit einer Abgeordneten und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind.
Aus diesen vier Wochen Praktikum habe ich mitgenommen, dass das Leben einer Abgeordneten eine ständige Reise von A nach B ist, sei es von Berlin in den Wahlkreis oder auf Delegationsreise in ein anderes Land. Die Arbeit im Parlament – vor allem die der Büromitarbeiter, ohne die der Laden still stehen würde, erfordert höchste Flexibilität, damit Deadlines eingehalten werden, der/die Abgeordnete immer über kommende oder parallel laufende Termine informiert ist und zwischen den ganzen Terminen keine Veranstaltung in Vergessenheit gerät. Es ist immer was los. Also kein langweiliger Schreibtischjob.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Anna Tiedtke, Sophia Ostner und Maximilian Fricke für die freundliche Arbeitsatmosphäre im Büro, für die herzliche Begrüßung und Aufnahme in das Team und dass ich dank ihnen genug interessante Aufgaben hatte, sodass ich immer gut beschäftigt war und viel Neues lernen durfte. Zuallerletzt bedanke ich mich auch noch einmal bei Marja, die mir diese Erfahrung überhaupt erst ermöglicht hat. Euch allen wünsche ich noch viel Erfolg und Kraft bei all den Herausforderungen, die noch auf Euch warten. Ihr packt das schon!