Sehr geehrter Herr Präsident!
Meine Damen und Herren!
Schule ist nicht nur ein Ort des Lernens, sie ist auch ein Ort des Miteinanders; das muss sie auch in Zeiten einer Pandemie bleiben. Wir brauchen deshalb einerseits Lösungen, die die Belüftung der Klassenräume auch in den kälteren Monaten sicherstellen. Einige Bundesländer, zum Beispiel mein Heimatbundesland Niedersachsen, haben sich schon mit eigenen Förderprogrammen auf den Weg gemacht. Andererseits müssen wir weiter daran arbeiten, das digitale Lehren und Lernen voranzutreiben; denn auch wenn die meisten Schulen heute schon etwas besser aufgestellt sind als noch im Frühjahr, gibt es immer noch sehr viele Herausforderungen, die gemeistert werden müssen. Die Frage ist, wie wir diesen Herausforderungen begegnen wollen.
Wir haben den DigitalPakt Schule um insgesamt 1,5 Milliarden Euro aufgestockt: 500 Millionen Euro, um Schülerinnen und Schüler mit digitalen Endgeräten zu versorgen, deren Eltern sich ein solches nicht so einfach leisten können; weitere 500 Millionen Euro für Laptops und Tablets von Lehrkräften; weitere 500 Millionen Euro – und das ist ein Punkt, der sehr, sehr wichtig ist – für die Administration und Anleitung in der Nutzung ebenjener neueren Technik. Damit adressieren wir viele Punkte, die in den Anträgen der Opposition heute in unterschiedlicher Art und Weise gefordert werden, über die wir heute diskutieren. Wir hören nicht auf, wir machen weiter. Wir haben die Technik. Nun sorgen wir auch für deren Verbreitung, für Beratung und für deren Einsatz.
Wir wollen bei den digitalen Bildungsinhalten allerdings noch ein bisschen nachlegen. Da gibt es nämlich noch viel zu tun, besser gesagt, viel zu sortieren. Denn es gibt bereits bundesweit viele Angebote an digitalen Bildungsmaterialien. Das Problem ist allerdings, dass das alles bislang noch nicht so richtig zusammenläuft. Hier möchte ich heute einen kleinen Schwerpunkt setzen. Die Länder, teilweise sogar einzelne Schulen arbeiten mit unterschiedlichen Lernplattformen. Das erschwert zum einen den Überblick, was verständlicherweise viele Lehrerinnen und Lehrer in ihrem Arbeitsalltag frustriert. Zum anderen verschenken wir damit viel zu viel Potenzial, was im System ja vorhanden ist. Viele Lehrkräfte sind gerade wahnsinnig kreativ. Sie erstellen fantastische Lernvideos, Erklärvideos, Podcasts. Das kostet natürlich alles Zeit und in gewisser Weise auch Geld. Warum teilen wir diese Arbeit nicht? Warum sollte sie jede und jeder für sich alleine machen? Warum lassen wir die Menschen nicht stärker miteinander und voneinander lernen? Diese Synergieeffekte müssen wir – das ist meine persönliche Meinung, auch als Lehrkraft – noch viel stärker nutzen.
Ein kleiner Exkurs zu den Kollegen der AfD: Sie stellen hier in den Raum, man wolle den Lehrer, die Lehrerin abschaffen. Ich habe in meiner ganzen Arbeit als Politikerin, aber auch als Lehrkraft noch nie so einen Blödsinn gehört wie das. Das ist nirgendwo belegt. In den Ausbildungszentren wird auf multiprofessionelle Teams hingewiesen. Niemand möchte Lehrkräfte absetzen oder in ihrer Funktion herabwürdigen zu irgendwelchen Lernbegleitern. Blödsinn ohne Ende!
Zurück zum eigentlichen Thema. Wir wollen eine bundesweite Bildungsplattform an den Start bringen, die für diese Schnittstellen, die ich eben angesprochen habe, und einheitliche Qualitätsstandards sorgt. Qualität ist auch an der Stelle sehr relevant. Unsere Parteivorsitzende hat eine solche Bildungsplattform gegenüber der Kanzlerin bereits im Sommer dieses Jahres gefordert. Seit gestern steht fest, dass der Bund bis 2025 jährlich rund 135 Millionen Euro dafür in die Hand nehmen will. Damit lässt sich viel bewirken. Das Bundesbildungsministerium muss diese Plattform jetzt an den Start bringen. Ich schaue mal rüber zu Staatssekretär Meister: Es wäre schön, wenn wir das jetzt ganz schnell miteinander starten könnten.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich weiß aus meiner Zeit als Lehrerin noch gut, wie schwer es war, passende Lernformate zu finden. Das undurchsichtige Angebot war das eine. Hinzu kam aber, dass vieles hinter der Bezahlschranke lag oder nicht so angepasst werden konnte, dass ich es im Arbeitsalltag so nutzen konnte, dass es für meine Lerngruppe passte.
Das bringt mich zu meinem nächsten Punkt. Die digitalen Bildungsinhalte sollten offen und frei verfügbar sein. Sie sollten weiterentwickelt werden können und qualitativ hochwertig sein. Sie sollten sogenannte Open Educational Resources sein, kurz: OER. Bislang wurden diese offenen lizensierten Medien überwiegend nur von einer kleinen Fachcommunity genutzt. Das wollen wir nun endlich ändern. OER muss endlich raus aus der Nische und rein in unsere Klassenzimmer.
Darin steckt so viel Potenzial für individualisierte kooperative Lernkonzepte, für inklusive Bildungssettings und eben auch für das Lehren und für das Lernen aus der Ferne.
Ich will diese Potenziale nutzbar machen, und ich freue mich sehr, dass es der SPD-Bundestagsfraktion im Rahmen der Haushaltsberatungen gelungen ist – Dank auch an meine Kollegen Dennis Rohde und Swen Schulz -, den Mittelansatz um 4 Millionen Euro zu erhöhen und nun für die OER-Arbeit insgesamt 12 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.
Abschließend: Es wird Zeit, dass das Bildungsministerium die OER-Strategie umsetzt, dass es eine kluge OER-Strategie wird, die viele Akteurinnen und Akteure aus der Szene einbezieht, damit das an der Stelle vorhandene Know-how gut in unseren Schulen ankommt. In diesem Sinne, meine Damen und Herren: Gehen wir es gemeinsam an.
Vielen Dank.