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Austausch mit BBS-Schulleitungen zum Bericht der Enquete-Kommission

Im Rahmen des „Runden Tisches“ Berufliche Bildung traf ich mich vor den Sommerferien wieder mit den Schulleitungen der BBS Nienburg, BBS Stadthagen und BBS Rinteln, um uns über die Lage der berufsbildenden Schulen in der Corona-Pandemie auszutauschen. Dabei legte ich auch den vollendeten Bericht der Enquete-Kommission „Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt“ in Stadthagen vor.

 

Günter Potthast, ständiger Vertreter der Schulleiterin der BBS Rinteln benennt die zwei größten Herausforderungen, vor denen berufsbildende Schulen in Deutschland durch die Corona-Pandemie gestellt würden: Die stark eingeschränkte Berufsorientierung und die plötzlich dringend notwendige Digitalisierung.

Lita Gooßen führt in ihrer Funktion als Schulleiterin der BBS Rinteln aus, dass auch das Fehlen von Berufsmessen in Präsenz das erfolgreiche Zustandekommen von Ausbildungsverträgen erheblich einschränken würde. Hinzu komme, dass etliche Firmen aus Vorsicht keine Praktikanten annehmen würden und den Schülern somit praktische Erfahrung und die Möglichkeit sich für eine Ausbildung zu empfehlen, in Betrieben fehlen würde.

Lita Gooßen: „Gerade auch für Schülerinnen und Schüler, die nicht durch Abschlüsse oder Zeugnisnoten in die engere Wahl kommen, ist das Praktikum oft die einzige Chance, einen Betrieb von sich zu überzeugen. Umso mehr freuen wir uns über die Betriebe, die diese Möglichkeit trotz Corona eröffnen.“

Abgesehen von externen Schwierigkeiten stünden jedoch auch die Schulen selbst vor eigenen Problemen, wie Sven Janssen, der stellvertretende Schulleiter der BBS Stadthagen, anmerkt. So sei die Anschaffung von Endgeräten für das Lehrpersonal ein guter Gedanke gewesen, dieser hätte sich jedoch stärker am Bedarf oder Verzicht einzelner Lehrkräfte orientieren sollen. Hinzu komme die aufwändige Verwaltung von Schulendgeräten für Schülerschaft und Lehrkräfte mit Problemen wie der komplizierten Trennung von Schul- und Privatnutzung sowie die unklare Rechtslage in der Verwendung von gut funktionierender Drittanbietersoftware wie etwa Microsoft Teams im Schulalltag.

Thomas Piepho, Schulleiter der BBS Stadthagen, wünscht sich hier mehr Eigenverantwortung für Schulen und einen objektiven Blick der Datenschützer auf die Nutzung von eingeführter, praktikabler und umfangreich geschulter Softwarepakete, die sich in der Corona-Pandemie bewährt haben. „Das Verwenden von digitalen Schulbüchern und entsprechenden Apps lässt sich im Bereich der Schulbuchausleihe unter den existierenden Bedingungen kaum realisieren. Hier müssen die Verlage und die entsprechenden Vergaberegelungen des Landes dringend angepasst werden. Wir erwarten ein spannendes nächstes Schuljahr mit noch weniger Planungssicherheit in Bezug auf Schülerzahlen als es sonst im berufsbildenden Bereich schon üblich ist.“

Darüber hinaus äußerte sich Harald Fleetjer, stellv. Schulleiter der BBS-Nienburg, zu den Herausforderungen, die die nachlassenden Schülerzahlen gerade in einigen handwerklichen Berufen mit sich bringen: „Bei den Bildungsgängen Bäckereifachverkäufer/innen und Bäcker/innen ist es uns beispielsweise trotz erheblicher Anstrengungen nicht gelungen, ausreichend Auszubildende zu akquirieren, so dass wir diese Bildungsgänge an der BBS Nienburg gegenwärtig nicht mehr anbieten können.“

In der Enquete-Kommission „Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt“, deren stellvertretende Vorsitzende ich bin, haben wir in unseren Ergebnissen Vorschläge gesammelt, etwa eine ergebnisoffene Berufsorientierung oder mehr Lehrpersonal an Berufsschulen, um diesen und weiteren Herausforderungen zu begegnen. Auch die dem Schulalltag gerecht werdende Digitalisierung von Schulen soll mehr in den Fokus geraten. Dabei ist vor allem der Dialog zwischen Schulverwaltung und Schulträger wichtig, um den Ansprüchen und Wünschen der berufsbildenden Schulen gerecht zu werden.

Wir müssen uns klar machen, dass Digitalisierung ständige Investitionen in die Schulen bedeutet. Da muss auf allen Ebenen langfristig Geld investiert werden.