Allgemein

„Wissen, wo man Hilfe findet“ – Mein Besuch bei der SoVD mit der EUTB-Beratungsstelle in Nienburg

Aus erfreulichem Anlass traf ich mich in Nienburg zum Gespräch mit Marina Gempfer und Günter Brunschier von der EUTB-Beratungsstelle sowie dem Kreisvorsitzenden des SoVD Nienburg und Geschäftsstellenleiterin Ayse Eker. Die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) ist ein Projekt des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, das nun entfristet wurde und den Beratungsstellen somit die nötige Planungssicherheit gibt. Ziel der EUTB ist es, ein unabhängiges Beratungsangebot zu schaffen und Menschen mit Behinderung in ihrer Selbstbestimmung zu stärken.

Teilhabe ist der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen entsprechend ein Menschenrecht. Das muss natürlich auch in der Praxis Anwendung finden. Die EUTB ist dazu ein wichtiges Projekt, das viel mehr in die Öffentlichkeit getragen werden müsse. „EUTB ist der Allgemeinheit überhaupt nicht bekannt“, weiß die Beraterin Marina Gempfer zu berichten, die die Beratungsstelle in der Marienstraße 12 in Nienburg leitet.

Die Entfristung des Projektes und die Umstellung der Finanzierung von der bisherigen zuwendungsrechtlichen Förderung auf einen Rechtsanspruch unterstreicht auch die Notwendigkeit der Beratungsangebote. „Wir hoffen nun auch, mehr Betroffene auf unser Beratungsangebot aufmerksam machen zu können“, ergänzt die EUTB-Beraterin Gempfer. „Was viele Ratsuchende auch immer wieder überrascht“, so Marina Gempfer und Günter Brunschier – „unsere Unterstützung, die Beratungen und Hilfen sind absolut kostenfrei und an keine Mitgliedschaft gebunden.“

„Wir bedienen das gesamte Spektrum der Rechte auf Hilfen“, berichten Marina Gempfer und Günther Brunschier über ihre Arbeit. Bei Fragen rund um Teilhabe, Rehabilitation und Inklusion könne man behilflich sein. Aber auch beim Thema der Pflege von Menschen mit Behinderung oder der Beantragung eines Schwerbehindertenausweises würde man unterstützen.

So biete man unter anderem auch in Einzelfällen aufsuchende Beratung und Beistand zum Beispiel bei Pflegebegutachtungen des Medizinischen Dienstes. Ein großes Problem seien derzeit auch Long-Covid-Patienten, die oft nicht wüssten, an wen sie sich wenden könnten.

„Einer unserer Schwerpunkte hier in Nienburg – neben z.B. Aufzeigen von Chancen und Möglichkeiten eine leidensgerechte Beschäftigung zu erhalten oder Hilfen bei Problemen am Arbeitsplatz –  liegt auf der intensiven Elternarbeit mit Schwerpunkt auf Beratung“, so Marina Gempfer. Nach wie vor wüssten aber viele Eltern von Kindern mit Behinderungen nichts über EUTB-Beratung, beklagt Frau Gempfer. „Viele sind überhaupt nicht darüber informiert, welche Ansprüche auf Hilfen und Leistungen sie als Eltern oder Betreuende haben.“

So bestehe bei der hiesigen Beratungsstelle ein Kooperationsvertrag mit dem Therapiezentrum Mardorf für Reha Maßnahmen, das Kuren für Mütter oder Väter von Kindern mit Behinderungen anbietet und dass es so nur zweimal in ganz Deutschland gibt. „Zwei Aspekte sind bei unserer Arbeit besonders wichtig: die sogenannte Lotsenfunktion, also dass wir den Ratsuchenden passende Angebote vermitteln oder Impulse geben und die Beratung auf Augenhöhe“, so Günther Brunschier. Besonders betont er dabei den „peer-to-peer“-Aspekt, also den Austausch unter Gleichgestellten.

Günter Brunschier bietet im Südkreis dabei ehrenamtlich Einzelberatungen an. Ebenso im Therapiezentrum in Mardorf, wobei diese sogenannte „Notfallambulanz“ nach einer anfänglichen Gruppenveranstaltung im Einzelgespräch erfolgt. Dort können dann ganz individuelle Fragen gestellt werden. Die EUTB-Beratungsstelle sowie der gesamte SoVD leisten wichtige Arbeit für die Betroffenen und deren Angehörige. Ich kann dies nicht oft genug betonen und kläre darüber auch in persönlichen Gesprächen auf.

Auch ganz allgemein wird der SoVD in dieser Zeit dringender denn je benötigt. Durch die Corona- Pandemie sind vermehrt Anfragen zu verschiedenen sozialen Bereichen zu verzeichnen. Der Ukraine-Krieg trägt ebenfalls dazu bei. „Die Energie-Krise, verbunden mit der hohen Inflationsrate von knapp 10%, bringt so manchen Bürger an seine Grenzen. Die Altersarmut klafft schneller auseinander als vorausgesagt“, so Geschäftsstellenleiterin Ayse Eker. „Die SoVD-Geschäftsstelle kommt ebenfalls an ihre Grenzen“, betont Benno Kauls.

„Die in unserem Büro integrierte EUTB ist eine erhebliche Unterstützung bei Fragen von den Bürger*innen im sozialen Bereich“, so der Kreisvorsitzende, “damit entlastet sie zugleich die Arbeiten in der SoVD Geschäftsstelle“. Besonders froh sei man, betont Kauls, neben Hoya, Eystrup, und Rehburg eine weitere Außenstelle im Südkreis in der Samtgemeinde Uchte zu bekommen. Die SoVD-Mitglieder und nicht Mitglieder aus dem Südkreis lehnen häufig die Fahrt nach Nienburg ab.

Am Ende ist allen Beteiligten der folgende Appell an die Betroffenen besonders wichtig: „Haben sie keine Scheu und melden Sie sich bei uns.“

 

Terminvereinbarungen mit der EUTB können persönlich, telefonisch oder per Mail erfolgen unter 05021 9157104 oder EUTB.nienburg@sovd-nds.de erfolgen. Den SoVD selbst erreicht man unter 05021-922453–0 oder per Mail unter  info.nienburg(at)sovd-nds.de