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Gleis- und Schienenbau aus Stadthagen

Kürzlich habe ich mit meiner Bundestagskollegin Katja Keul (Bündnis 90/Die Grünen), dem heimischen Landtagsabgeordneten Jan-Philipp Beck (SPD) sowie dem Bahnexperten Ernst Lenk (Bündnis 90/Die Grünen) das Unternehmen Schweerbau GmbH & Co. KG in Stadthagen besucht. Das seit 1929 bestehende Unternehmen mit Hauptsitz in der Kreisstadt ist europaweit mit Schwerpunkt in Deutschland unter anderem im Gleisbau und bei der Schienenbearbeitung aktiv. Der Geschäftsführer Lutz Jelitto bot seinen Besucherinnen und Besuchern eine Führung über das weitläufige Gelände an und sprach über die Herausforderungen und die Zukunft seines Betriebs.

Das Familienunternehmen arbeite mit seinem rund 750-köpfigen Team, davon 280 am Standort Stadthagen, an Lösungen für die Verkehrswende von morgen, erzählt Jelitto. Diversität ist eine Stärke des Unternehmens und zugleich auch eine Herausforderung. „Hier arbeiten 28 Nationen“, berichtet Jelitto, der den interkulturellen Austausch schätzt. Erst kürzlich besuchte der Unternehmer Japan, wo seit den 60er Jahren Hochgeschwindigkeitszüge fahren. „In Tokio verstopfen keine Autos von Privatleuten die Straßen, die kommen überwiegend mit der Bahn und der Warenverkehr für die City über die Straße“, schwärmt Jelitto. Disziplin, Pünktlichkeit und eine gute Infrastruktur machen das Land zu einem Vorbild für den Schienenverkehr, weiß auch ich aus eigener Erfahrung. Jedoch ist Deutschland davon leider noch weit entfernt.

„Das wollen wir ändern“, merkt Keul an. Die Bundesregierung will mit der Mobilitätswende endlich den Verkehr von der Straße auf die Schiene bringen. „Nur so können wir die Klimaziele im Verkehrsbereich erreichen“, so die Grünenpolitikerin.

Wir hier in der Region – von den Unternehmen, wie Schweerbau, bis zu den Bürgerinnen und Bürgern – sind alle für eine Verkehrswende zur mehr Mobilität auf der Schiene. Dafür braucht es aber Bauvorhaben, die sich zeitnah umsetzen lassen, und eine adäquate Beteiligung der Bevölkerung. Denn wir brauchen bei den Betroffenen eine breite Akzeptanz, dass Großprojekte erfolgreich sein können.

Die Energiekrise habe das Unternehmen nicht übermäßig hart getroffen, da die steigenden Dieselpreise bei den Angeboten teilweise eingepreist werden konnten, erzählt Jelitto. Unterstützend beziehe das Unternehmen in Stadthagen Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage. Beck bringt die Wasserstoffregion Schaumburg ins Gespräch und fragt, was Jelitto von alternativen Kraftstoffen halte. Wasserstoff als alternativer Kraftstoff für Züge habe sicherlich Potential, so der Unternehmer. „Jedoch benötige das noch einige Jahre an Forschung und Entwicklung“, so Jelittos Einschätzung. Jedoch habe er auch Kritikpunkte wie die verstärkte Bürokratisierung und Erschwernisse bei der Zulassung von Spezialmaschinen für Gleisarbeiten. „Es ist nicht alles schlechter geworden, aber viele Prozesse ziehen sich dadurch arg in die Länge und binden die Zeit von Fachkräften“, erklärt Jelitto.

Auch sei sein Unternehmen vom Fachkräftemangel betroffen. „Wir bilden selbst aus und versuchen unsere Leute zu halten. Bisher ist uns das gut gelungen. Trotzdem suchen wir intensiv auch im europäischen Ausland.“ Das Problem des Fachkräftemangels beschäftigt auch die Bundesregierung.

Mittlerweile wird mir bei fast allen Terminen im Wahlkreis davon berichtet: egal ob im Handwerk, der Apotheke oder der Verwaltung. Der Fachkräftemangel droht unsere Wirtschaft zu lähmen.

„Wir wollen den Zuzug von Fachkräften erleichtern“, verspricht Keul. Die Ampel arbeite an einer Fachkräftestrategie erzählt die Staatsministerin: „Wir wollen mit gezielten Weiterbildungsangeboten Arbeitnehmer für die Jobs von morgen fit machen, für eine zeitgemäße Ausbildung sorgen, die Erwerbsbeteiligung insbesondere von Frauen erhöhen, und durch eine moderne Einwanderungspolitik die Verwaltungsverfahren und Anerkennung von Berufsabschlüssen ausländischer Fachkräften vereinfachen. Auch müssen wir Anreize für ältere Erwerbstätige anbieten.“ Angesichts des demografischen Wandels bestehe hier dringend Handlungsbedarf. In Zeiten des Strukturwandels und der Energiekrise sei der Familienbetrieb jedoch gut aufgestellt, findet Jelitto: „Wir blicken optimistisch in die Zukunft.“

Beck, der auch Vorsitzender der SPD-Fraktion im Stadtrat Stadthagen ist, betont abschließend: „Die Stadt Stadthagen profitiert von Familienunternehmen wie Schweerbau – sei es im Hinblick auf die Bereitstellung von Arbeitsplätzen als auch vom wirtschaftlichen Knowhow, das das ortsansässige Unternehmen von Stadthagen aus in die Welt transportiert.“

Foto: Besichtigten auch die großen Spezialmaschinen des Unternehmens wie die Bettungsreinigungsmaschine RM 900: (v.li.) Ernst Lenk, Katja Keul, Marja-Liisa Völlers, Jan-Philipp Beck