Bei einem Besuch der Flora-Apotheke in Haste konnte ich mich bei einem Gespräch mit dem Inhaber Matthias Götzlaff über das kürzlich im Bundestag beschlossene GKV-Stabilisierungsgesetz, den Fachkräftemangel und die aktuellen Lieferengpässe bei Medikamenten austauschen.
Matthias Götzlaff, der zudem Vorstandsmitglied beim Landesapothekerverband Niedersachsen ist, ist sehr an einem engen Austausch mit der Landes- und Bundespolitik gelegen: „Es muss jedem klar sein, dass sich die Rahmenbedingungen für uns Apotheker so verschlechtern, dass viele eigentlich schließen müssten“, so Götzlaff gleich zu Beginn des Gespräches. „Ich habe große Sorge, dass wir auch hier bei uns in Schaumburg bald ein Apothekensterben beobachten werden.“
Die Corona-Pandemie habe die wirtschaftliche Situation der Apotheke zwar nicht verschlechtert, so der erfahrene Pharmazeut. Problematisch sei vielmehr, dass man generell weniger an den Medikamenten verdiene, dafür aber höhere Kosten habe, unter anderem verursacht durch steigende Energie- und Benzinpreise, Preissteigerungen im Großhandel, aber auch den Mindestlohn. Darüber hinaus schnüre der Gesetzgeber durch das beschlossene GKV-Finanzstabilisierungsgesetz und die Arzneimittelpreisverordnung ein noch engeres Korsett für die Apotheken.
In der Haster Apotheke sind derzeit zwei Apotheker, fünf Pharmazeutisch-technische Assistentinnen (PTA), jeweils eine Reinigungs- und Bürokraft und ein Fahrer angestellt. „Auch wir Apothekerinnen und Apotheker kriegen den Fachkräftemangel zu spüren. Daher würde ich mir im Bereich der Ausbildung dringend Verbesserungen wünschen“, so Götzlaff. So sei ein zweiter Pharmaziestandort an einer Hochschule in Niedersachsen wünschenswert, um mehr Studienplätze anbieten zu können. Des Weiteren sollte eine Schulgeldbefreiung auch bei der PTA-Ausbildung möglich sein, um Wettbewerbsnachteile zu beseitigen.
Um dem Fachkräftemangel entgegenwirken zu können, müssen wir jeden Hebel in Bewegung setzen. Dazu stehe ich auch in engem Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus der Landespolitik.
Aktuell höre ich auch viel im Bekannten- und Freundeskreis von den Lieferengpässen bei Medikamenten. Dies werde selbstverständlich auch in Berlin intensiv diskutiert, wie erst wieder in einer Bundestagsdebatte in der vergangenen Sitzungswoche.
„Lieferengpässe kommen phasenweise immer mal wieder vor“, berichtet Götzlaff. „Aber die Menge der zeitweise nicht erhältlichen Medikamente und die Dauer des Ausfalls ist sehr viel dramatischer geworden.“ Der Engpass bei Fiebersäften für Kinder habe sich derzeit wieder ein wenig entschärft, so der Apotheker. Dafür seien aktuell bestimmte Antibiotika, Cholesterinsenker oder Betablocker nicht verfügbar. In einigen Fällen ließe sich zwar mit einigem Aufwand ein Ausweichmittel mit dem gleichen oder einem ähnlichen Wirkstoff finden, aber hier sei der Apotheker gezwungen, persönliche Rücksprachen mit der jeweiligen Ärztin oder dem Arzt zu halten. Dieses koste Zeit und Ressourcen, die eine aktuell geltende Kostenerstattung von 50 Cent pro Anruf schlicht nicht decke.
Die genannten Themen möchte ich mit nach Berlin nehmen. Um die heute angesprochenen Punkte zu klären, werde ich mich schnellstmöglich mit den Fachpolitikerinnen und Fachpolitikern der SPD auf Landes- und Bundesebene kurzschließen und mich bemühen, gemeinsame Gesprächstermine mit Herrn Götzlaff zu vereinbaren.