Einige in der Transport- und Logistikbranche haben bereits das Handtuch geworfen: Fachkräftemangel, Erhöhung der Lkw-Maut und der hohe Wettbewerbsdruck im Straßengüterverkehr – auch heimische Unternehmen bekommen dies zu spüren. Die Themen, die es im Gespräch mit dem Unternehmer Jörg Großkop zu diskutieren galt, waren vielfältig. Beim Besuch des Firmensitzes in Rinteln konnte ich mich eingehend über die Erfahrungen des Familienunternehmens informieren.
„Wir sind als Unternehmen im Großen und Ganzen gut aufgestellt“, so Großkop eingangs. Mit 25 Zugmaschinen und 30 Aufliegern bediene man mit Kühltransporten ein spezielles, aber kostenintensives Segment. „Wir legen großen Wert auf die bestmögliche Ausstattung unserer Fahrzeuge“, erklärt der Geschäftsführer. „Unsere Fahrer sollen sich unterwegs so wohl wie möglich fühlen.“ Man könne von -25 bis + 25 Grad alles transportieren, auch beide Temperaturen gleichzeitig. Dieses Alleinstellungsmerkmal habe er allerdings auch bewusst gewählt, um wettbewerbsfähig zu bleiben. „Dennoch kriegen auch wir die Probleme in der Branche zu spüren.“ So habe auch sein Unternehmen die Anhebung der Lkw-Maut, gekoppelt an die Höhe des CO2-Ausstoßes, im vergangenen Dezember hart getroffen. Grundsätzlich befürworte zwar auch er die Stärkung CO2-armer Verkehrsträger, so der erfahrende Unternehmer. Dazu müsse aber auf der Straße zunächst einmal die nötige Ladeinfrastruktur vorhanden sein. „Außerdem ist der Markt für Null-Emissions-Nutzfahrzeuge derzeit schlicht noch gar nicht vorhanden.“
Viel mehr noch treiben ihn aber andere Herausforderungen der Branche um, berichtet er der heimischen Abgeordneten. „Fehlende Lkw-Parkplätze, die marode Infrastruktur, verbunden mit der Vielzahl an Baustellen, führen zu erschwerten Bedingungen auf der Straße“, berichtet Großkop, der vor der Firmengründung 1997 selbst als Fahrer auf der Straße unterwegs war. „Aber der Beruf des Fahrers oder der Fahrerin bietet dennoch ein spannendes und abwechslungsreiches Berufsfeld. Viele von uns sind Lkw-Fahrer aus Leidenschaft, da sie aus Familien kommen, in denen schon Vater und Großvater auf Achse waren“, berichtet Großkop.
Auf meine Frage hin, was ihn derzeit am meisten umtreibt und was er sich von der Politik wünscht, findet Großkop klare Worte: „Mehr Kontrollen auf der Straße! Die gesetzlichen Vorgaben, an die wir uns als Unternehmen halten, werden gerade im Transit von ausländischen Speditionen manches Mal umgangen. Zudem profitieren gerade osteuropäische Unternehmen beispielsweise von niedrigeren Spritpreisen.“ „Was mich aber nicht nur als Unternehmer sehr aufwühlt, sind die menschenunwürdigen Bedingungen, unter denen manche Fahrer aus dem Ausland ihre vorgeschriebenen wöchentlichen Ruhepausen im Fahrzeug verbringen müssen, obwohl dies klar verboten ist“, berichtet der Geschäftsführer.
Die Konkurrenz auf der Straße im internationalen Wettbewerb ist in der Verkehrspolitik ein großes Thema. Wir müssen sicherstellen, dass diejenigen, die sich an Lenk- und Ruhezeiten halten, ihre Fracht vorschriftsmäßig sichern und faire Löhne zahlen, hier nicht am Ende im Nachteil sind. Das wäre ein fatales Signal an unsere heimischen Unternehmen! Um dies zu gewährleisten, brauche man aber deutlich mehr Kontrollen. Ich werde mich deshalb bei den Verkehrspolitikerinnen und Verkehrspolitikern erkundigen, welche Maßnahmen dazu derzeit diskutiert werden.
Kürzlich wurde auch der Bericht der Kommission für Straßengüterverkehr aus dem Bundesverkehrsministerium vorgelegt, die prüfen sollte, wie man die Unternehmen im Straßengüterverkehr wirtschaftlich unterstützen könne. Zu den dort enthaltenen Prüfaufträgen werde ich regelmäßige Nachfragen stellen.
Rintelns Ortsbürgermeister Joachim Spohr (SPD) und Volker Posnien (SPD Rinteln) betonten abschließend auch die Wichtigkeit dieses Austausches: „Für uns ist es immer sehr aufschlussreich, ein Blick hinter die Kulissen bei unseren örtlichen Unternehmen zu erhalten und von den Herausforderungen der hiesigen Unternehmen zu erfahren.“