Kürzlich habe ich die Dokumentationsstelle Pulverfabrik Liebenau besucht. Der Verein Dokumentationsstelle Pulverfabrik Liebenau wurde 1999 gegründet und beschäftigt sich mit der Aufarbeitung der Geschichte des Werkes. Circa 20.000 Frauen und Männer aus den von der Wehrmacht besetzten Ländern waren dazu zwischen 1939 und 1945 in die Pulverfabrik verschleppt worden. Über 2.000 von ihnen – vornehmlich aus Osteuropa – starben an den schlechten Arbeitsbedingungen.
Auf dem Weg zur Realisierung des Gedenkstättenbaues liegt ein Schwerpunkt der Bildungsarbeit des Vereins darauf, interessierten Besucherinnen und Besuchern – und vor allem auch Schülerinnen und Schülern – die Möglichkeit zu geben, sich gezielter mit der Thematik NS-Zwangsarbeit auseinanderzusetzen. Deshalb werden regelmäßig auch Führungen auf dem zwölf Quadratkilometern großen ehemaligen Werksgelände angeboten, die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten gewährt Schulklassen auf Antrag Zuschüsse zu Gedenkstättenfahrten (also auch nach Liebenau) bis zur Höhe von 50 Prozent der Fahrtkosten.
Als Geschichtslehrerin liegt es mir besonders am Herzen, dass sich junge Menschen mit der Vergangenheit Deutschlands auseinandersetzen. Besonders jetzt, da rechte Kräfte in diesem Land versuchen, Hass gegenüber Minderheiten zu schüren, ist eine Aufarbeitung der Gräueltaten der NS-Zeit wichtiger denn je. Einen Besuch in Liebenau kann ich allen Erwachsenen und Jugendlichen nur empfehlen.
Wie sich der Verein um Geschäftsführer Martin Guse mit seiner Initiative für die Erinnerungskultur stark macht, verdient großen Respekt. Ich werde seine Arbeit auch in Zukunft unterstützen, wo ich kann. Neben der Gedenkstättenarbeit vor Ort – unter anderem mit bisher 20 internationalen Jugendbegegnungen – habe sich der Verein zudem für eine deutsche Beteiligung an der Neugestaltung einer Gedenkstätte in Sobibór, dem ehemaligen NS-Vernichtungslager auf besetztem polnischen Gebiet, eingesetzt. Im Zuge dessen bin ich auch bereits an den Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth, herangetreten, um mich über Fördermöglichkeiten der Gedenkstätte Sobibór zu informieren. Es war mir ein großes Anliegen, im direkten Gespräch noch einmal auf die Bedeutung einer deutschen Beteiligung an der Gedenkstätte hinzuweisen. Es gibt sehr positive Zeichen, dass dies zeitnah umgesetzt werden kann.