In der HARKE vom 11.03.2019 gibt es einen schönen Artikel über meinen Besuch beim Charity-Dinner des Lions Clubs Stolzenau (Hier auch als PDF.)
Der beharrliche Einsatz für eine Verbesserung der geltenden Lebensumstände, für mehr Gerechtigkeit und für eine Stärkung der Demokratie: Dieser Anspruch verband die drei Bücher, die der niedersächische Kultusminister Grant Hendrik Tonne, die Bundestagsabgeordnete Marja-Liisa Völlers (beide SPD) und der CDU-Landtagsabgeordnete Karsten Heineking beim ersten Charity-Dinner des Lions- Clubs Stolzenau an der Weser auf Hof Frien in Höfen am Freitagabend vorgestellt haben.
Insgesamt 126 Gäste erfuhren zwischen der Speisenfolge in einem Vier-Gänge-Menü, mit welchen privaten Lektüren sich die Politiker kürzlich befasst hatten.
„Mit jeder Beteiligung gehen 35 Euro in die lokale Schul- und Jugendförderung“, sagte der Präsident der Stolzenauer Lions, Dr. Axel Preiskorn. Die Freude über die hohe Teilnehmerzahl sei außerordentlich groß. „Wir wissen, wie eng getaktet so ein Politiker-Alltag oft auch am Wochenende ist und wissen Ihre Bereitschaft, heute hier zu sein, sehr zu schäzen“, wandte sich Preiskorn direkt an die drei Ehrengäste des kulinarisch-literarischen Abends.
Den Anfang machte Karsten Heineking, der kurzfristig für den terminlich verhinderten CDU-Bundestagsabgeordneten Maik Beermann eingesprungen war, und freimütig von seinen Leseerfahrungen berichtete. Welche Bücher hast du denn tatsächlich gelesen, hätte er sich vor dem Charity-Dinner gefragt. Der Landtagsabgeordnete aus Wegerden ging in die eigene Kindheit zurück und nannte „Die kleine Hexe“ und „Der kleine Wassermann“ von Otfried Preußler ebenso wie „Lederstrumpf“ von James Fenimore Cooper, bevor er auf seine Buchinteressen mit neuerem Datum kam.
Einst hatte ihn der Abt des Loccumer Klosters auf einen Film über das Leben von Martin Luther aufmerksam gemacht – für Heineking eine Art Initialzündung, stärker in das Leben und Wirken des Reformators einzutauchen. So las er aus „Martin Luther: Eine Einführung in Leben und Werk“ von Hans Schwarz vor. Darin zeichnet der Autor unter anderem Luthers Protest gegen den kirchlichen Ablasshandel nach. „Luther setzte sich vor 500 Jahren zur Wehr, er musste damit rechnen, weggesperrt zu werden“, resümierte Heineking. Durch die Feierlichkeiten zu 500 Jahren Reformation 2017 hätte die Thematik auch einen aktuellen Bezug. Der Loccumer Peter Neu begleitete den Abend abschnittweise musikalisch auf der Gitarre.
Privat lese er gerne Ostfriesen-Krimis von Klaus-Peter Wolf, bekannte Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne. Ausgehend von der Verleihung des Sachbuchpreises von NDR-Kultur für ihren Titel „Wie Demokratien sterben. Und was wir dagegen tun können“ an die US-amerikanischen Politologen Steven Levitsky und Daniel Ziblatt präsentierte er dem Publikum eben jenes Werk. Darin beschreiben die Autoren die Aushöhlung der Demokratie durch Autokraten als einen schleichenden Prozess. „Auch wenn die USA in dem Buch im Mittelpunkt stehen, so lassen sich gut Parallelen ziehen zu Rechtspopulismus und dem Vormarsch der neuen Rechten in Europa“, zeigte sich Tonne überzeugt.
Auch in gesündesten Demokratien würde es extremistische Bewegungen geben, trug der Minister aus dem Sachbuch vor. So erfordere es unter anderem Mut, diese Kräfte zu isolieren. Autoritäres Verhalten sei an den vier Indikatoren Ablehnung demokratischer Spielregeln, Leugnung der Legitimität politischer Gegner, Tolerierung von Gewalt sowie an der Bereitschaft die Freiheiten von Opponenten zu beschneiden, erkennbar. Entscheidend sei, demokratische Normen auf eine immer vielfältiger werdende multiethnische Welt anzuwenden, so das Fazit.
Auf die USA blickte auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Marja-Liisa Völlers, die aus der Autobiographie „Becoming – meine Geschichte“ der einstigen Präsidentengattin Michelle Obama vorlas. Auch wenn First Lady kein offizieller Beruf sei, so hätte sie das Amt herausgefordert, emporgehoben und niedergestreckt, lieh Völlers dem Selbstzeugnis der in Chicago geborenen 55-Jährigen ihre Lesestimme.
Bei der Unterstützung des Präsidentschaftswahlkampfes von Hillary Clinton 2016 sei sie mit Donald Trump „einem Rüpel begegnet, der Minderheiten verunglimpfte“. Diese hasserfüllte Sprache hätte nicht für Amerika gestanden. „Ich wollte eine Lanze für die Würde brechen“, hieß es in der Autobiographie. „Beanspruchen Sie Ihre eigene Geschichte und erzählen Sie viele tolle Geschichten, damit wir eine bessere Welt vorfinden“, schloss Völlers ihren Lesevortrag.
Die mit dem ersten Charity-Dinner eingenommenen Spenden sollen in das Projekt „Lions-Quest – Zukunft in Vielfalt“ fließen. Dabei handelt es sich um eine Fortbildung für Lehrer, welche unter anderem interkulturelle Kompetenzen für den Unterricht erweitern soll.