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Hebammen berichten von den Herausforderungen ihres Berufes

Am Donnerstag, den 13.06.2019, habe ich Hebammen und aktive Bürgerinnen im Landkreis Nienburg zu einem Runden Tisch eingeladen. Sie berichteten mir über die vielen Seiten und Herausforderungen ihres Berufes. 

In dem offenen Gespräch konnte ich mir ein gutes Bild der aktuellen Situation der Hebammen machen. Mir wurde bestätigt, dass die Geburtshilfe sich bundesweit wie auch im Landkreis Nienburg in einer schwierigen Situation befindet: Es gibt zu wenige Geburtsorte, der Landkreis Nienburg besitzt lediglich eine Entbindungsstation.

Die Hebammen berichteten, dass bundesweit immer mehr Kolleginnen und Kollegen durch die schwerwiegenden und strukturellen Beeinträchtigungen aus dem Beruf gedrängt werden. Die Arbeitssituation der Hebammen hat sich durch ständige Reformen stark verändert. Sie arbeiten oft für einen Stundenlohn unterhalb des Existenzminimums und haben eine gesetzliche Rentenversicherungspflicht mit ungewöhnlich hohen Sätzen. Es gibt keine Anerkennung von gesammelter Berufserfahrung und oft entsteht der Eindruck, dass Geburten möglichst „wirtschaftlich“ ablaufen sollen – also kürzere Geburten, weniger Geburtsstätten und mehr Geld für Krankenhäuser.

Neben heimischen Hebammen berichtete Myriam Stegemann, Leiterin der Frauen- und Mädchenberatungsstelle in Nienburg, von ihren Erfahrungen zum Thema „Gewalt bei der Geburt“. Unzählige Frauen seien von den Geburten ihrer Kinder traumatisiert und suchten danach Hilfe bei ihrer Beratungsstelle. Diese Erlebnisse übertrügen sich auf die Mutter-Kind-Beziehung und führten dazu, dass viele Frauen kein weiteres Kind mehr bekommen wollen.

Die Hebammen üben eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit aus. Das Gespräch hat mir nochmal gezeigt, wie vielseitig die Aufgaben sind und wie viele Herausforderungen der Beruf mit sich bringt. Wir müssen zu allererst dafür sorgen, dass Hebammen anständig für ihre Arbeit vergütet werden. Dennoch ist klar, dass die Probleme mit Geld allein nicht zu lösen sind. Die Hebammensituation muss insgesamt verbessert werden. Die Akademisierung des Hebammenberufes ist hier ein begrüßenswerter erster Schritt. Hebammen müssen aber auch während der Entbindung von den anwesenden Ärzten im Kreissaal ernst genommen werden und ihre Arbeit in Ruhe vollziehen können. Sie leisten unwahrscheinlich viel Arbeit, ganz egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit und haben selber kaum Möglichkeit, die Erlebnisse zu reflektieren oder zu verarbeiten. Dennoch lieben sie ihren Beruf, dem von der Gesellschaft und insbesondere von den werdenden Eltern viel Wertschätzung entgegengebracht wird. Daher unterstütze ich es, wenn sich die Hebammen und aktive Bürgerinnen und Bürger sich zu diesem Thema organisieren und auf ihre Themen aufmerksam machen.