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Meine Kollegin Bettina Müller und ich unterstützen die Schaumburger Hebammen in ihrer Forderung für bessere Arbeitsbedingungen

In meiner Sommertour im letzten Jahr habe ich Hebamme Birgit Wilkening bei einem Mutter/Kind-Treffen besucht. Seitdem sind wir im Kontakt geblieben und sie hat sich mit Themen wie den Arbeitsumständen während der Corona-Pandemie und dem Hebammenreformgesetz an mich gewandt. Dieses trat Anfang 2020 in Kraft und setzt eine EU-Richtlinie zur Akademisierung des Hebammenberufs um. Zudem soll es den Beruf der Hebamme attraktiver machen.

Birgit Wilkening und weitere Hebammen aus dem Landkreis Schaumburg hatten diesbezüglich und aufgrund der schwierigen Situation durch die Corona-Pandemie weiteren Austauschbedarf. Um dem gerecht zu werden, konnte ich meine Kollegin Bettina Müller gewinnen. Sie ist die Berichterstatterin der SPD Bundestagsfraktion für genau dieses Thema. Bettina Müller war die perfekte Gesprächspartnerin für diese Runde, da in ihrer Zuständigkeit die Gesundheitsfachberufe und somit auch die Hebammen liegen. Aufgrund der aktuellen Corona-Umstände konnten wir leider nur digital diskutieren. Allerdings war auch in diesem Rahmen ein sehr guter Austausch zwischen den sechs Hebammen, Bettina Müller und mir möglich.

In einer ersten Runde berichteten die Hebammen über ihre Herausforderungen aufgrund der Corona-Maßnahmen. Neben finanziellen Engpässen in der Freiberuflichkeit, haben die Hebammen weitere Schwierigkeiten in ihrer Arbeit. Zum einen werden sie nicht von den zuständigen Behörden, wie den Gesundheitsämtern, über Impfungen und Vorsichtsmaßnahmen informiert. Und zum anderen haben sie im Laufe der Pandemie so gut wie keine Unterstützung bei den Corona-Maßnahmen erhalten, wie zum Beispiel durch das Bereitstellen von Schutzausrüstung. Unter anderem deshalb war es den freiberuflichen Hebammen fast unmöglich, die Patientinnen adäquat zu betreuen, da sie diese nicht treffen konnten. Die digitalen Alternativen waren eine minimale Alternative, aber bargen auch große Schwierigkeiten in der Unterstützung.

Das zweite größere Diskussionsthema war das neue Hebammenreformgesetz und die Situation der (freiberuflichen) Hebammen generell. Die größten Herausforderungen sind der Fachkräftemangel, die dadurch entstehende hohe Arbeitsbelastung und die geringe Vergütung. Es finden immer mehr Geburten statt. Allerdings gibt es für eine angemessene Begleitung nicht ausreichend Hebammen. Dies liegt nicht unbedingt daran, dass es nicht ausreichend ausgebildete Hebammen gibt. Sondern vielmehr daran, dass junge Hebammen unter den schlechten Arbeitsbedingungen in den Kreißsälen nicht arbeiten wollen. Stattdessen gehen sie in die Freiberuflichkeit oder arbeiten in ganz anderen Berufen. Die teilnehmenden Hebammen führten aus, dass die Hebammenarbeit heutzutage wenig damit zu tun hat, was sie in der Theorie gelernt haben. Die Hebamme im Kreißsaal soll möglichst eine Allrounderin sein. Dadurch steigen auch erfahrenere Hebammen aus, weil die Geburtshilfe unter diesem Arbeitsdruck extrem leidet und Hebammen noch nicht einmal mehr ihre Befriedigung in einer gut betreuten Geburt finden können. Der Generationenwechsel geht auch an dem Hebammenberuf nicht vorbei. Die aktuelle Generation von Hebammen geht in ihre wohlverdiente Rente und es besteht durch die schlechten Bedingungen eine Herausforderung diese Lücken zu füllen. Zudem ist es in der aktuellen Berufssituation für die Hebammen eine große Herausforderung, eine zeitgemäße Vorstellung von Arbeit und Familie umzusetzen.

Aufgrund der Arbeitsbedingungen und der schlechten Entlohnung waren die Teilnehmenden auch sehr besorgt, dass sich diesbezüglich nichts ändert. Hinzu kommt für den ländlichen Raum ein zunehmender besorgniserregender Trend mit weniger Kreißsälen in kleineren Kliniken. Dadurch entstehen längere Wege zu den großen Kliniken im ländlichen Raum mit mindestens 30 Minuten Fahrtzeit, welches den Stress für eine werdende Mutter erhöht. Im Gegenzug berichtete Bettina Müller über die Bemühungen der SPD, zur Bereitstellung von zusätzlichen Mitteln für mehr Hebammen und Assistenzkräften in den Krankenhäusern, einer 1:1 Betreuung sowie eines höheren Mindestlohnes. Allerdings ist dies mit den involvierten Akteuren schwer umzusetzen. Das zentrale Problem der Personalnot zog sich auch durch ihre Antwort und sie geht davon aus, dass durch das neue Gesetz ein erster Schritt dafür getan ist.

Abschließend zeigten sich die Hebammen erfreut, dass ihnen endlich mal jemand ein Ohr schenkt. Eine weitere Rückmeldung war, dass wir als Vertreterinnen im Gesundheitsausschuss und insbesondere Bettina Müller als Berichterstatterin die Schwierigkeiten und strukturellen Probleme des Hebammenberufs ganz gut im Blick haben. Allerdings war es ihnen auch wichtig zu betonen, dass schwierige Zeiten auf die verbleibenden Hebammen im Kreißsaal und die Gebärenden zukommen und es ein großes Loch für die häusliche Betreuung der gewordenen Eltern geben wird. Es war mir wichtig, mit der unterrepräsentierten Berufsgruppe der Hebammen ins Gespräch zu kommen und über deren Herausforderungen einen Einblick zu kriegen. Mein Büro und ich stehen natürlich für weitere Anfragen und Anliegen dieser Natur immer zur Verfügung.