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Kirche und Politik im Austausch: Im Gespräch mit Superintendentin Dr. Christiane de Vos

Kürzlich traf ich die neue Superintendentin des Kirchenkreises Nienburg, Dr. Christiane de Vos, zu einem intensiven und vertrauensvollen Austausch über ihre Arbeit, soziale und politische Herausforderungen und die Zukunft der Kirche, die nicht zuletzt durch den Strukturwandel große Aufgaben zu bewältigen hat.

 

„Wir befinden uns in einer Zeit, in der der christliche Glaube und die Kirche einen Bedeutungsverlust erleben. Dazu kommt die sinkende Anzahl der Kirchenmitglieder und wachsender Personalmangel“, so Dr. Christiane de Vos. Der Pastorenmangel wie der Mangel an Diakoninnen und Diakonen sowie Erzieherinnen und Erziehern sei auch der Ruhestandswelle der geburtenstarken Jahrgänge geschuldet. „Viele junge Menschen, die Pastorin oder Pastor werden wollen, sind zudem abgeschreckt von den hohen Anforderungen des Theologiestudiums und der großen Erwartungshaltung, die man an den Beruf hat“, erklärt Christiane de Vos.

Die Arbeit in den Gemeinden verlangt den Pastorinnen und Pastoren oft viel zu viel ab. Manchmal wird hier sprichwörtlich die eierlegende Wollmilchsau erwartet.

Um die kirchlichen Berufe für junge Menschen attraktiver zu machen und besser über die vielfältigen Arbeitsmöglichkeiten aufklären zu können, wäre beispielsweise eine praxisorientierte Einführung vor dem Studium denkbar, diskutierten die Politikerin und die Kirchenvertreterin. Ab Sommer 2024 komme im Kirchenkreis Nienburg ein Schulpastor zum Einsatz, der mit 75 % an der BBS und IGS tätig sein werde und 25% der Stelle zur besseren Vernetzung von Schule und Kirche nutzen werde. „Als weitere Neuerung wäre die Stelle einer Gemeindemanagerin denkbar, wie sie bereits in einigen Kirchenkreisen im Norden eingeführt wurde“, so Superintendentin de Vos. So könne man kompetenzorientiert arbeiten und die Bereiche Organisation und Ausführung leichter voneinander trennen, indem die neue Funktion der Gemeindemanagerin zum Beispiel den Pastor oder die Pastorin von Verwaltungs- und Organisationsaufgaben entlaste.

Des Weiteren haben wir uns über demokratiefeindliche Tendenzen und das Erstarken des Rechtsextremismus ausgetauscht. „Als der Begriff der „Remigration“ von den Medien aufgegriffen wurde, habe ich in meinem Umfeld sehr starke emotionale Reaktionen von Kindern erlebt, die nun in einem bisher sicheren Umfeld Angst vor Abschiebungen haben“, berichtet de Vos.

Unser aller Aufgabe ist es, Hass und Ausgrenzung entschlossen entgegenzutreten, ob in Kirche, Politik oder der Zivilgesellschaft. Dabei setze ich immer auf einen Dialog. Dies schließt aber Menschen, die die Abschaffung unserer Demokratie propagieren oder völlig absurde Forderungen, wie die der „Remigration“ aufstellten, aus.

Zuletzt kam der große Sanierungsbedarf im Bereich Denkmalschutz im Kirchenkreis zur Sprache. Hier gebe es von Seiten des Bundes regelmäßig Fördermöglichkeiten, über die sie dann auch informieren wird.

 

„Die Kirche von morgen mitzugestalten ist für mich eine herausfordernde Aufgabe, aber gleichzeitig auch die beste, die ich mir vorstellen kann“, so Christiane de Vos abschließend. Ich werde sie dabei im Bereich meiner Möglichkeiten bestmöglich unterstützen.