Welche Rolle kann und wird Wasserstoff bei der Energiewende spielen und welche wirtschaftspolitischen Anstrengungen sind notwendig, um diesen Baustein als Basis für eine erfolgreiche Energiewende zu stärken? Diese Fragen konnte ich gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Industrie, Kommunalpolitik, Stadtwerken und interessierten Bürgerinnen und Bürgern bei der Veranstaltung „Wasserstoff als Energieträger der Zukunft“ in Bückeburg diskutieren. Ich hatte dazu Andreas Rimkus, MdB, Wasserstoffbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion, und Martin Wilkening, Wasserstoff-Manager der Energieagentur Schaumburg GmbH, eingeladen, an der Diskussionsveranstaltung im Ratskeller teilzunehmen.
Wasserstoff ist mehr als eine Alternative für die Energiewende, es ist eine Revolution in der Art und Weise, wie wir Energie erzeugen, speichern und nutzen können. Die Vielseitigkeit von Wasserstoff ermögliche den Einsatz in einer Vielzahl von Anwendungen – von der Mobilität über die Industrie bis hin zur Energieversorgung. Umso wichtiger ist es, sich über die politischen Anstrengungen, aber auch über die Erfahrungen in der Praxis und vor allem über die Umsetzung vor Ort auszutauschen.
Andreas Rimkus war vor seinem Bundestagsmandat 2013 bei den Stadtwerken Düsseldorf beschäftigt und hat seit Beginn seiner politischen Arbeit versucht, das Thema Wasserstoff in Berlin auf den Tisch zu bringen. „Am Anfang wurde ich dafür oft belächelt. Mittlerweile ist vielen klar, dass wir einfach auf Wasserstoff setzen müssen“, so Rimkus. Einen Stillstand in der Energiepolitik könne man sich nicht leisten. Die Kosten würden dann immens steigen und wären für kaum jemanden tragbar, ist sich der Wasserstoffexperte der SPD-Bundestagsfraktion sicher. „Wasserstoff ist für mich der Schlüssel zur Energiewende. Denn mit ihm können wir die Sonnen- und Windenergie des Sommers für den Winter, des Tages für die Nacht speichern“, so Rimkus. Ab Ende des Jahres, so hat es die Bundesregierung beschlossen, werden im Rahmen des Wasserstoff-Kernnetzes auch 10.000 Kilometer Leitungen neu gebaut oder umgewidmet, die ebenfalls dafür sorgen, dass Energie von Nord nach Süd fließt. So könnte Windenergie aus Norddeutschland die Industrie im Süden erreichen und umgekehrt Solarenergie aus Süddeutschland große Unternehmen im Norden unseres Landes.
Dieses Wasserstoff-Kernnetzwerk stellte auch Martin Wilkening als Wasserstoff-Manager der Energieagentur Schaumburg gGmbH für Schaumburg vor und betonte die Wichtigkeit der Netzwerkarbeit und der verschiedenen Zusammenschlüsse zur Förderung von Wasserstoff, nicht zuletzt das Wasserstoffnetzwerk Leine-Weser, dessen Netzwerkförderung kürzlich bewilligt wurde. „Wir brauchen hier diese Vernetzung mit den Landkreisen in der regionalen Ausdehnung, da z.B. die Glasindustrie mit energieintensiven Betrieben auch in den umliegenden Landkreisen eine wichtige Rolle spielt und wir somit vor ähnlichen Herausforderungen stehen“.
Bei allen Anstrengungen und der Motivation der Industrieunternehmen, die Energiewende mitzugestalten, müsse die Bundesregierung mehr investieren, um die Industrienation Deutschland zu stärken, forderte ein Vertreter von Ardagh Glass in der anschließenden Podiumsdiskussion. Der Vorschlag, nach dem Vorbild anderer Länder einen besseren Strompreis für die Industrie einzuführen, für mehr Investitionen zu sorgen und unseren Wohlstand zu sichern sowie die Schuldenbremse auszusetzen, wurde vom Publikum mit viel Applaus bedacht.
Auf großes Interesse stieß auch das von Wilkening vorgestellte Pilotprojekt des „Endlos-Energie-Zentrums“ von Dieter Ahrens in Bückeburg. Vor der Veranstaltung hatten Andreas Rimkus und ich auch die Möglichkeit, dieses zu besichtigen. „Hier geht es nicht mehr um graue Theorie, hier wird in der Praxis gezeigt, wie ein großes Bürogebäude energieautark betrieben werden kann“, betonte Wilkening und erhielt von Andreas Rimkus viel Lob für das vorbildliche Projekt.
„Sie werden in der Politik gebraucht“, habe ich heute von Ihnen gehört, fasste Andreas Rimkus die Diskussion zusammen. „Da kann ich nur antworten: Wir brauchen euch alle!“ Denn schließlich gehe es hier um ein Generationenprojekt. „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann beginne nicht damit, Holz zu sammeln, Bretter zu schneiden und die Arbeit einzuteilen, sondern wecke in den Herzen der Menschen die Sehnsucht nach dem großen, schönen Meer“, zitiert er abschließend Antoine de Saint-Exupéry. „Das heißt für mich: Wir müssen es alle wollen und motiviert sein!“
Ich nehme aus der Diskussion mit, dass von allen Seiten weniger Ideologie und mehr Pragmatismus gefordert wird.
Weitere Informationen zum Endlos-Energie-Zentrum und der Live Cam findet man unter https://eez-schaumburg.de/