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Besuch bei der Hebamme Birgit Wilkening in Niedernwöhren

Im Rahmen meiner Sommertour habe ich kürzlich am Babymassage-Kurs in den Privaträumen der Hebamme Birgit Wilkening in Niedernwöhren teilgenommen. Privaträume? Ja, denn leider ist ihre Praxis coronabedingt bereits seit dem 12. März geschlossen. Für das Angebot in den eigenen vier Wänden erteilte der Landkreis ihr eine Sondergenehmigung, da die Größe des Raumes, die Einhaltung der Corona-Regeln erlaubt. Immerhin ein Teilerfolg. So können derzeit acht Mütter oder Väter mit ihren Babys vor Ort an ihrem Kurs teilnehmen. Zuvor war der persönliche Kontakt monatelang gar nicht möglich.

Ab dem 12. August dürfen die Hebammen-Praxen dann endlich wieder öffnen. Die Vorfreude darauf ist natürlich riesig. Wieder persönlich mit Eltern und Kindern in der Praxis arbeiten zu können, das ist schon eine ganz andere Atmosphäre. Kein Wunder (wenngleich nicht selbstverständlich), dass sich viele Eltern für die Öffnung der Praxis einsetzen und betonten, wie wichtig eine gute Betreuung durch die Hebamme sei. Für sie und die Kinder. Es war dieses Engagement und das viele positive Feedback, das Birgit Wilkening die notwendige Kraft gegeben hatte, das alles durchzuhalten. So meinte sie auch, dass sie ohne diese Unterstützung ihre Praxis hätte schließen müssen. Das war wirklich ein sehr bewegender Moment.

Die Hebammenpraxis besteht bereits seit 1994 und wurde von Birgit Wilkening und zwei weiteren Kolleginnen gegründet. Wilkening arbeitet seit 44 Jahren als Hebamme. In Schaumburg  ist sie mit ihrer Praxis in Beckedorf. Zu ihrem Angebot zählen unter anderem Geburtsvorbereitungskurse, Wochenbettbetreuung, Rückbildungskurse, Babyschwimmkurse oder Eltern-Kind-Kurse.

Die allgemeine Situation ist für die Hebammen allein schon wegen des massiven Hebammenmangels enorm schwierig und belastend. Durch die Corona-Pandemie ist die Belastung für Schwangere und Hebammen nochmal stark gestiegen. Bundesweit werden immer mehr Kolleginnen und Kollegen durch die schwerwiegenden und strukturellen Beeinträchtigungen aus dem Beruf gedrängt. Das Problem: Sie haben gesetzliche Rentenversicherungspflicht mit ungewöhnlich hohen Sätzen. Es gibt keine Anerkennung von gesammelter Berufserfahrung und oft entsteht der Eindruck, dass Geburten möglichst „wirtschaftlich“ ablaufen sollen – also kürzere Geburten, weniger Geburtsstätten und mehr Geld für Krankenhäuser.

Am 1. Januar 2020 ist das neue Hebammenreformgesetz (HebRefG) in Kraft getreten. Damit haben wir die Hebammenausbildung umfassend reformiert und modernisiert. Hebammen werden nunmehr akademisch im Rahmen von Regelstudiengängen ausgebildet. Das Studium ist als duales Studium ausgestaltet. Damit wird die Hebammenausbildung moderner und attraktiver und bringt hoffentlich mehr junge Menschen dazu, sich für diesen wunderbaren Beruf zu entscheiden. Birgit Wilkening hat diese Akademisierung zwar begrüßt, machte aber gleichzeitig darauf aufmerksam, dass durch die Dauer des Studiums sicherlich eine zeitliche Lücke bis zum Start in das Berufsleben entstehen wird.